Ausbildungsplätze zu besetzen ist und bleibt eine Herausforderung. In der Praxis zeigt sich: Häufig macht der Betrieb das Rennen, der einen schnellen Bewerbungsprozess liefern kann. Wer zusätzlich noch mit zufriedenen Azubis punkten kann, sichert sich unter Umständen auch noch begehrte Fachkräfte für die Zukunft. Und die beste Eigenwerbung sind zufriedene Auszubildende sowieso.
In diesem Blogbeitrag widmen wir uns den Daten der Berichte für die Berufsfelder des azubi.reports 2021. Wir wollen schauen, welche Branchen im Konkurrenzkampf um die Talente von morgen die Nase vorn haben. Ob Zufriedenheit oder Bewerbungsprozess – wer hier punktet macht einen wichtigen Schritt Richtung Fachkräftesicherung.
So zufrieden sind die Auszubildenden mit ihrer Ausbildung wirklich
Zufriedenheit ist das A und O, wenn es darum geht, Auszubildende auch nach erfolgreichem Abschluss der Ausbildung im Betrieb zu halten. Doch über alle Berufsfelder hinweg zeigt sich: Nur jede:r zweite Auszubildende ist zufrieden. Dabei sind kleinere Abweichungen nach oben, aber leider auch nach unten zu verzeichnen. Die Frage, die man sich hier stellen muss: Was führt bei der anderen Hälfte der Auszubildenden zur Unzufriedenheit? Wie es bereits dem azubi.report 2021 zu entnehmen ist, lassen sich die Gründe dafür im Umgang mit Respekt und Betreuung wiederfinden. So geben Auszubildende, die deutlich unzufriedener sind, besonders häufig an, wenig Respekt für geleistete Arbeit zu erhalten, keinen festen Ansprechpartner zu haben und wenig Unterstützung zu bekommen.
Im Umkehrschluss zeigt sich: Wo Faktoren wie ausreichend Respekt und ein fester Ansprechpartner gegeben sind, ist nicht nur die Zufriedenheit höher, sondern auch der Wunsch, nach der Ausbildung im Unternehmen zu bleiben. Zudem resultiert daraus eine höhere Weiterempfehlungsquote. So gibt es im Bereich IT und Multimedia die meisten zufriedenen Auszubildenden (66 %). Mehr als die Hälfte von ihnen (62 %) möchten ihren Beruf auch nach der Ausbildung noch weiter ausüben. Hier macht sich der ausreichende Respekt der Vorgesetzten (61 %) und ein fester Ansprechpartner (61 %) bezahlt.
Auszubildende, die ihren Beruf nach der Ausbildung weiter ausüben wollen:
- IT und Multimedia: 62 Prozent
- Technik und Elektronik: 50 Prozent
Gestaltung, Design und Medien: 50 Prozent
Soziale und Gesundheitsberufe: 50 Prozent
- Sicherheit: 47 Prozent
Logistik: 47 Prozent
Kaufmännische Berufe: 47 Prozent
- Baugewerbe: 45 Prozent
- Handwerk: 43 Prozent
- Gastronomie und Tourismus: 39 Prozent
- Landwirtschaftliche Berufe: 38 Prozent
- Verkauf und Beratung: 31 Prozent
azubi.report 2021: Alle Datenberichte
In den neuen Datenberichten der einzelnen Berufsfelder zum azubi.report erfahren Sie, wie Auszubildende und Unternehmen zusammengefunden haben, wie es den Azubis in der Ausbildung geht und wie das Berufsfeld im Vergleich abschneidet.
Auszubildende, die ihre Ausbildung weiterempfehlen würden:
- IT und Multimedia: 78 Prozent
- Soziale und Gesundheitsberufe: 68 Prozent
Technik und Elektronik: 68 Prozent
Logistik: 68 Prozent
Kaufmännische Berufe: 68 Prozent
Sicherheit: 68 Prozent
- Gestaltung, Design und Medien: 65 Prozent
Baugewerbe: 65 Prozent
- Handwerk: 63 Prozent
- Landwirtschaftliche Berufe: 54 Prozent
Verkauf und Beratung: 54 Prozent
Gastronomie und Tourismus: 54 Prozent
Kurzer Prozess – hier kommen Bewerber:innen am schnellsten zur Ausbildung
Es gibt mehr Ausbildungsplätze als Bewerber:innen. Das spiegelt sich auch darin wider, dass häufig nur wenige Bewerbungen ausreichen, um in den Bewerbungsprozess eines Betriebs einzusteigen.
Dort, wo der Fachkräftebedarf schon seit Langem – aber aktuell ganz erheblich – spürbar ist, in Sozialen und Gesundheitsberufen, schaffen es Bewerber:innen am häufigsten mit nur einer bis fünf Bewerbungen zum Ziel. Immerhin für 61 Prozent ist diese Anzahl an Bewerbungen ausreichend, um beruflich durchzustarten. Auch im Handwerk (60 %) und in der Landwirtschaft (58 %) sind verhältnismäßig wenig Bewerbungen notwendig, um zum erfolgreichen Abschluss zu kommen. Das steigert den Konkurrenzdruck in den anderen Berufsfeldern enorm. Denn wenn wenige Bewerbungen schnell zum Ziel führen, sind potenzielle Bewerber:innen in kurzer Zeit vom Markt.
So häufig führen 1-5 Bewerbungen zum Erfolg:
- Soziale und Gesundheitsberufe: 61 Prozent
- Handwerkliche Berufe: 60 Prozent
- Landwirtschaftliche Berufe: 58 Prozent
- Gastronomie und Tourismus: 55 Prozent
- Technik und Elektronik: 52 Prozent
- Baugewerbe: 50 Prozent
- Gestaltung, Design und Medien: 48 Prozent
- Verkauf und Beratung: 33 Prozent
- Kaufmännische Berufe: 32 Prozent
Logistik: 32 Prozent
Sicherheit: 32 Prozent
- IT und Multimedia: 28 Prozent
Doch nicht nur wenige notwendige Bewerbungen erhöhen den Konkurrenzdruck zwischen den einzelnen Berufsfeldern, sondern auch die Dauer des gesamten Prozesses. Dabei gibt es Branchen, in denen mehr als die Hälfte der Bewerber:innen weniger als vier Wochen von der Bewerbung bis zur Zusage des Unternehmens benötigen. Dies zeigt deutlich, wie wichtig ein unkomplizierter, schneller Bewerbungsprozess ist, um sich im Kampf um den Fachkräftenachwuchs zu behaupten. Gerade im Baugewerbe (61 %), im Handwerk (57 %) und im Bereich Gastronomie und Tourismus (52 %) dauert der gesamte Bewerbungsprozess oft weniger als vier Wochen. Gerade kleinere Betriebe sind hier im Vorteil. Bei ihnen fallen langwierige Auswahlprozesse, wie zum Beispiel ein Assessment Center oder mehrere persönliche Interviews mit unterschiedlichen Verantwortlichen weg.
Das Interessante: Die Zufriedenheit der Bewerber:innen mit der Dauer des Bewerbungsprozesses ist nicht eins zu eins deckungsgleich mit der tatsächlichen Dauer des Prozesses. Denn auch wenn rund die Hälfte der Bewerber aus den unterschiedlichen Berufsfeldern weniger als vier Wochen für den gesamten Bewerbungsprozess benötigen, so sind weniger als die Hälfte mit der Gesamtdauer sehr zufrieden. Kommunikation zwischen Betrieb und Bewerber:innen könnte hier eine bedeutende Rolle spielen. Denn nichts ist wichtiger, als über den Bewerbungsprozess und den Fortschritt des Selbigen auf dem Laufenden gehalten zu werden.
So viele Bewerber:innen sind sehr zufrieden mit der Dauer des gesamten Bewerbungsprozesses:
- Verkauf und Beratung: 47 Prozent
Kaufmännische Berufe: 47 Prozent
Logistik: 47 Prozent
- Baugewerbe: 46 Prozent
Handwerk: 46 Prozent
- Soziale und Gesundheitsberufe: 45 Prozent
- Gastronomie und Tourismus: 42 Prozent
- Technik und Elektronik: 40 Prozent
IT und Multimedia: 40 Prozent
- Landwirtschaftliche Berufe: 37 Prozent
- Gestaltung, Design und Medien: 36 Prozent
Dass nicht mal die Hälfte der Bewerber:innen sehr zufrieden mit der Dauer des gesamten Prozesses sind zeigt übrigens auch, wie hoch die Erwartungshaltung diesbezüglich beim Nachwuchs ist. Sozialisiert mit schneller Verfügbarkeit von allen erdenklichen Begehrlichkeiten und One-Click-Shopping-Erlebnissen, wird genau diese Vorgehensweise auch für Bewerbungsprozesse vorausgesetzt – schnell und einfach zum (Bewerbungs-)Erfolg.
Beim Blick in die unterschiedlichen Branchen zeigt sich also: Ob beim Thema Bewerbung oder Zufriedenheit – überall sollte weiter daran gearbeitet werden, Prozesse und Betreuung zu optimieren. Nur so kann es gelingen, auch in Zukunft junge Menschen von der Ausbildung zu begeistern und sie als Fach- und Führungskräfte im Unternehmen zu halten.