Karriere- und Ausbildungsmessen haben es seit Corona schwer: Was die Zahlen sagen – und wie Sie junge Talente auch weiterhin erfolgreich erreichen können.
Sind Ausbildungsmessen für junge Talente noch attraktiv? Entsprechen sie den Lebenswelten von Gen Z und Gen Alpha – und werden derlei Events von Ausbildungssuchenden überhaupt als hilfreich wahrgenommen? In diesem Beitrag wollen wir der Frage nachgehen, was Ausbildungsmessen für Ihr Recruiting leisten können und welche Alternativen eine Überlegung Wert sind.
Die hier präsentierten Zahlen entstammen unserer aktuellen STARTKLAR Schülerstudie, die wir Ihnen gern zum kostenlosen Download anbieten.
Karriere- und Ausbildungsmessen: ein wechselhaftes Bild
Karriere- und Ausbildungsmessen gelten als bewährte Plattform für Unternehmen, um Ausbildungssuchende zu erreichen. Bei diesem Austausch ging und geht es im Wesentlichen darum, Orientierung zu bieten, Berufswege aufzuzeigen und Karrieremöglichkeiten im Unternehmen zu erläutern.
Und tatsächlich ist dieser Kontaktpunkt traditionell wichtig für den Berufsweg junger Menschen. Oder, genauer: Er war es. Vor der Pandemie nutzte etwa die Hälfte der Schüler:innen die Möglichkeiten von Ausbildungsmessen. Doch die Attraktivität von Präsenzmessen scheint stark nachgelassen zu haben.
Nur ein Drittel der befragten Schüler:innen hat schon einmal das Angebot von Karriere- und Ausbildungsmessen vor Ort genutzt. Hiervon fanden nur 15 Prozent, dass diese Veranstaltungen bei der Ausbildungssuche hilfreich sind.
Nur 15 % der Besucher:innen fanden Ausbildungsmessen bei der Berufsorientierung und der Ausbildungssuche sinnvoll. Eine Ausbildungsmesse besucht hat im Befragungszeitraum nur jede:r Dritte.
Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Die klassischen Messeformate passen möglicherweise nicht mehr zu den Needs der Schüler:innen.
Digitale Formate auf dem Vormarsch
Angesichts dieses Trends erweisen sich digitale Alternativen als zunehmend beliebt. 38 Prozent der Schüler:innen haben bereits an online ausgerichteten Karriere- und Ausbildungsmessen teilgenommen. Der Unterschied zu den 31 Prozent der Schüler:innen, die ein Präsenz-Veranstaltung besucht haben, ist nicht gravierend – unterm Strich aber sind Online-Messen das beliebtere Format, ohne dass es sich über Jahre hinweg etablieren konnte.
Ein sehr deutlicher Unterschied tritt allerdings in der Bewertung beider Formate zutage. 89 Prozent der Schüler:innen, die eine Online-Messe besucht haben, würden diese Form der Orientierung erneut nutzen. Die Zufriedenheit ist hier demnach ungleich größer.
38 % der Schüler:innen haben bereits an Online-Messen teilgenommen – und 89 % von ihnen würden diese Form der Orientierung erneut nutzen.
Ein wichtiger Grund ist hier mit Sicherheit die Affinität der Generation Z zur digitalen Kommunikation: Online-Formate scheinen ihr entgegenzukommen, weshalb diese Art der Ansprache durchaus als Ergänzung zu den klassischen Vor-Ort-Events zu erwägen ist.
Den Hang der jungen Zielgruppe zu digitaler Kommunikation mit reiner Bequemlichkeit zu erklären, wäre aber definitiv zu kurz gegriffen!
Direkter Kontakt als Hürde
Vielmehr scheint die Vorliebe für Online-Messen auch eine deutliche Unsicherheit zu signalisieren. Bemerkenswert in diesem Zusammenhang: Lediglich 22 Prozent der Schüler:innen fühlen sich auf eine direkte Bewerbung während einer Ausbildungsmesse vorbereitet.
Im Gegensatz dazu fühlen sich 88 Prozent der jungen Menschen sicher dabei, Bewerbungen per E-Mail zu senden – 75 Prozent der Schüler:innen sind mit Online-Bewerbungsformularen vertraut.
38 % der Schüler:innen haben bereits an Online-Karriere- und Ausbildungsmessen teilgenommen. 89 % von ihnen würden diese Form der Orientierung erneut nutzen.
Nutzen und Möglichkeiten realistisch einschätzen
Also keine Ausbildungsmessen mehr? Diese Schlussfolgerung wiederum griffe zu kurz. Das Ziel, Messebesucher:innen in tatsächliche Bewerber:innen zu wandeln, erscheint zwar ein wenig zu ambitioniert. Doch das Bedürfnis der Schüler:innen nach Sicherheit und Orientierung ist hoch!
43 Prozent haben Angst, sich für den falschen Beruf und Arbeitgeber zu entscheiden. Auch Zukunftsängste spielen eine große Rolle. Wer Ausbildungsmessen vor diesem Hintergrund eher als Möglichkeit sieht, Orientierung zu geben, Perspektiven aufzuzeigen, Ängste zu nehmen und einen ersten persönlichen Kontakt zum Unternehmen herzustellen – sympathisch und auf Augenhöhe –, der wird den Teilnehmer:innen von Ausbildungsmessen immer einen Mehrwert bieten. Ganz gleich, ob online oder offline.
Dennoch bleibt es dabei: Online-Formate sind aktuell beliebt und werden als hilfreich wahrgenommen. Es wäre fatal, diese Erkenntnis beim Wettlauf um die besten Nachwuchskräfte zu ignorieren.
Handlungsempfehlungen für Unternehmen
Vor diesem Hintergrund ergibt sich für Unternehmen ein klarer Handlungseauftrag: Digitale Karriere- und Ausbildungsmessen sollten als integraler Bestandteil des Recruiting-Mixes in Betracht gezogen werden. Was Sie als Unternehmen ganz konkret machen können? Wir haben ein paar Empfehlungen für Ihr Azubi-Recuiting:
1. Attraktive Online-Formate gestalten
Stellen Sie sicher, dass Ihr Online-Format nicht nur informativ ist, sondern auch unterhaltsam und interaktiv gestaltet wird. So gewinnen Sie die Aufmerksamkeit der Generation Z! Nutzen Sie zeitgemäße Technologien und Formate sowie kreative Ansätze, um Ihr Unternehmen und Ihre Ausbildungsmöglichkeiten auf eine Weise zu präsentieren, die den digitalen Gewohnheiten und Präferenzen dieser Zielgruppe entspricht.
Online-Formate müssen nicht perfekt sein, sondern einen Austausch auf Augenhöhe ermöglichen. Probieren Sie Neues aus – und fragen Sie Ihre Azubis nach Ideen und Meinungen!
2. Virtuelle Begegnungen fördern
Schaffen Sie virtuelle Räume, in denen angehende Auszubildende die Möglichkeit haben, sich mit Ihren bereits tätigen Auszubildenden und Mitarbeitern auf Augenhöhe auszutauschen. Hier können sie Fragen stellen, Erfahrungen teilen und sich über den Arbeitsalltag sowie die Unternehmenskultur informieren. Diese direkten Interaktionen fördern nicht nur das Verständnis für die Ausbildungsmöglichkeiten in Ihrem Unternehmen, sondern ermöglichen es den Schüler:innen auch, sich authentisch mit potenziellen Kollegen zu verbinden und einen Einblick in die tägliche Arbeitswelt zu erhalten.
Mit einer offenen und transparenten Kommunikation schaffen Sie eine Atmosphäre des Vertrauens und der Wertschätzung, die den Übergang von Interessent:innen zu engagierten Bewerber:innen erleichtert.
3. Bewerbungsprozesse digital abbilden
Stellen Sie sicher, dass Ihre Online-Bewerbungsverfahren möglichst nutzerfreundlich gestaltet sind. Dies bedeutet, dass die Prozesse einfach, intuitiv und zugänglich sein sollten, um die Hemmschwelle für junge Bewerber:innen zu senken. Implementieren Sie moderne Technologien und zeitgemäße Designs, die es den digital-affinen Bewerber:innen ermöglichen, sich mühelos durch den Bewerbungsprozess zu navigieren.
Durch eine optimierte Online-Bewerbungsoberfläche können Sie sicherstellen, dass potenzielle Kandidaten sich wohlfühlen und motiviert sind, sich für eine Stelle in Ihrem Unternehmen zu bewerben.
4. Feedback-Kultur etablieren
Nutzen Sie die digitalen Möglichkeiten, um Feedback von den Teilnehmer:innen Ihrer Online-Events einzuholen und Ihre Angebote stetig zu verbessern. Implementieren Sie Feedback-Umfragen nach jedem digitalen Event, um wertvolle Einblicke in die Zufriedenheit und Verbesserungsvorschläge der Teilnehmer:innen zu erhalten. Durch die kontinuierliche Evaluation können Sie gezielt auf die Bedürfnisse der jungen Zielgruppe eingehen und Ihr Angebot an Online-Events optimieren.
Eine offene Feedback-Kultur schafft Vertrauen und zeigt, dass Sie das Engagement und die Meinungen der potenziellen Bewerber:innen ernst nehmen.
5. Direkten Kontakt erleichtern
Da sich viele Schüler:innen unsicher fühlen, direkt Kontakt aufzunehmen, ist es wichtig, als Unternehmen Unterstützung anzubieten, um diese Hürden zu überwinden und das Interesse der Schüler:innen in konkrete Bewerbungen umzuwandeln. Ein möglicher Ansatz wäre die Bereitstellung von Leitfäden oder Orientierungshilfen, die den Schüler:innen dabei helfen, den ersten Schritt zu machen und sich aktiv mit Ihnen als potenziellem Arbeitgebern in Verbindung zu setzen. Diese Hilfestellung kann dazu beitragen, die Kommunikation zwischen Unternehmen und Bewerbern zu erleichtern und somit den Weg zu einer erfolgreichen Bewerbung zu ebnen.
Durch eine unterstützende Herangehensweise können Sie als Unternehmen das Vertrauen der Schüler:innen gewinnen und sie dazu ermutigen, Kontakt aufzunehmen und sich für Ihre Ausbildungs- und Karrieremöglichkeiten zu interessieren.
Die genannten Anpassungen und Innovationen sind nicht nur Antworten auf die aktuelle Situation, sie bieten auch die Möglichkeit, nachhaltig und zukunftsorientiert Talente anzusprechen und zu gewinnen. Jetzt ist der Moment, um neue Wege zu gehen und im digitalen Zeitalter angekommene Azubis erfolgreich zu rekrutieren!
Fazit
Insgesamt zeigt sich, dass Karriere- und Ausbildungsmessen seit der Corona-Pandemie vor neuen Herausforderungen stehen. Die Generation Z bevorzugt digitale Formate und Online-Events, um sich über Ausbildungsmöglichkeiten zu informieren. Eine Erkenntnis, die nicht überrascht, aber dennoch Handlungsbedarf mit sich bringt.
Unternehmen sollten verstärkt auf digitale Angebote setzen, um junge Talente zu erreichen und sie für sich zu begeistern. Durch attraktive Online-Formate, virtuelle Begegnungen und einfache Bewerbungsprozesse können Unternehmen erfolgreich die Generation Z ansprechen und langfristige Beziehungen aufbauen. Es gilt, den direkten Kontakt zu erleichtern und eine Feedback-Kultur zu etablieren, um die Bedürfnisse und Erwartungen der jungen Zielgruppe zu erfüllen.
Letztendlich sind digitale Karriere- und Ausbildungsmessen eine zeitgemäße und effektive Möglichkeit, um junge Talente zu gewinnen und langfristig an das Unternehmen zu binden. Bleiben Sie also am Puls der Zeit und nutzen Sie die Chancen, die die Digitalisierung bietet, um erfolgreiches Azubi-Recruiting zu betreiben.
Newsletter abonnieren!
Erhalten Sie alle 2 Wochen spannende Inhalte rund um die Themen HR, Azubi-Recruiting, Ausbildungsmarketing und Azubi-Tech direkt ins Postfach: Abonnieren Sie unseren kostenlosen Newsletter Auftrag: Ausbildung!