Capital und Ausbildung.de suchen jedes Jahr gemeinsam nach Deutschlands besten Ausbildern. Einer davon ist das Zahnmedizinische Zentrum Berlin. Im Interview mit der Personal-oder Recruitingverantwortlichen Diana Rauschenbach spreche ich heute über die Bedeutung der Auszeichnung und die Herausforderung, talentierte Auszubildende zu finden und langfristig von dem Unternehmen zu begeistern.
Vielen Dank, dass Sie sich die Zeit für dieses Interview nehmen. Würden Sie sich und das Zahnmedizinische Zentrum Berlin den Leser:innen vorstellen?
Seit Gründung durch Dr. Frank-D. Groenke im Jahr 1985 ist das ZZB in den letzten fast vier Jahrzehnten stetig gewachsen und heute ein zahnmedizinisches MVZ mit allen zahnärztlichen Fachbereichen vor Ort. Von Anbeginn war der Bereich Ausbildung ein Kernthema: Wir haben aktuell knapp 140 Mitarbeiter:innen, von denen sind 18 Azubis. Das ZZB bildet aktuell im Bereich ZFA (Zahnmedizinische Fachangestellte m/w/d) und Zahntechniker m/w/d aus.
Das ZZB wurde erneut als einer von Deutschlands beste Ausbildern von Capital und Ausbildung.de ausgezeichnet. Direkt vorweg: Gibt es etwas, worauf Sie selbst besonders stolz sind?
Ganz klar ja! Ausbildung ist sehr zeitintensiv und braucht im gesamten Unternehmen Förderer und eine wertschätzende Pro-Ausbildung-Kultur. Die haben wir über alle Abteilungen und die erfahrenen Kolleg:innen tragen einen großen Anteil an der beständigen Ausbildungsqualität und in der Folge auch an den wiederholten Auszeichnungen. Das finde ich sehr beachtlich und auf diese Kolleg:innen sind wir sehr stolz.
Mit dem letzten Wintersemester haben wieder drei Azubis die Ausbildung sehr erfolgreich abgeschlossen, damit haben wir die 100 überschritten! Mehr als 100 junge Menschen erfolgreich durch die Ausbildung geführt zu haben, macht uns ebenfalls ein wenig Stolz.
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Ihre Auszeichnung zeigt deutlich, dass das ZZB bereit ist, viel in die Ausbildung zu investieren. Was treibt Sie an, jedes Jahr eine exzellente Ausbildung anzubieten?
Die Nachfolge. Wir haben viele Kolleg:innen im Team, auch in den Bereichsleitungen, die bei uns die Ausbildung absolviert haben und heute wichtige Aufgaben übernehmen. Unsere Ausbilder:innen/Tutor:innen-Gruppe besteht zu 100 Prozent aus ehemaligen Azubis. So wird das Gelernte konstant an die nächsten Generationen Azubis weitergegeben. Unsere Übernahmequote liegt bei 100 Prozent, sofern die Ausbildung auf beiden Seiten gut gelaufen ist. Und das war in den letzten Jahren glücklicherweise immer der Fall.
Wir wissen, dass es nicht erst seit Corona schwieriger wird, passende Talente zu gewinnen. Was sind Ihre größten Herausforderungen wenn es darum geht, Azubis zu finden? Haben Sie das Gefühl, dass sich die Anforderungen an das Recruiting in den letzten Jahren verändert haben?
Recruiting verändert sich immer. Die Änderungen der Generationsthemen sollte man immer verfolgen. Corona hat den Bereich der systemrelevanten Berufe in den Medienfokus gerückt und wir erleben eine Suche nach Sicherheit und Stabilität im Berufsleben, da sie im Außen häufig fehlt.
Zum Glück bekommen wir nach wie vor viele Bewerbungen. Das freut uns sehr und wir kümmern uns um alle Eingänge zeitnah und persönlich.
Social-Media, Imagevideos, Gamification: Der Maßnahmenkatalog im Azubi-Recruiting wird immer größer. Viele Unternehmen – insbesondere die mit einem begrenzten Budget – fragen sich, welche Maßnahmen nun wirklich hilfreich sind. Was tun Sie aktuell, um passende Azubis auf sich aufmerksam zu machen und welche Erfahrungen haben Sie bereits gesammelt?
Wir haben unseren Social-Media-Auftritt in die Hände von einer Jungassistentin und einer Auszubildenden gegeben. Sie machen das sehr authentisch und verantwortungsvoll. Natürlich braucht es hier und da Abstimmungen, aber wir sind überzeugt, dass sich Bewerber:innen ein echtes Bild vom Unternehmen machen möchten und dies vor Ort auch abprüfen. Wenn gekaufte oder inszenierte Instagram-Auftritte den Bewerber:innen nicht glaubhaft erscheinen, nutzen Recruiting-Maßnahmen über Social Media am Ende nicht, sondern schaden eher.
Außerdem ist es wichtig, sich zeitnah bei den Bewerber:innen zu melden. Häufig hören wir in Gesprächen, dass sich beworben wurde, aber keine Rückmeldung kam. Respektvoll mit jedem Bewerber und jeder Bewerberin umzugehen, sollte in jedem Unternehmen selbstverständlich sein. Diese Punkte kosten nicht viel Geld, nur Zeit. Diese lohnt sich aber in jedem Fall zu investieren!!
Die Phase zwischen Vertragsunterzeichnung und tatsächlichem Ausbildungsbeginn kann sich manchmal über Monate ziehen. Haben Sie in der Vergangenheit die Erfahrung gemacht, dass es in dieser Zeit noch zu Absprüngen der angehenden Auszubildenden kommt, und haben Sie Maßnahmen etabliert, um diesen entgegenzuwirken?
In der Regel schließen wir die Verträge sehr zeitnah nach dem Bewerbungsgespräch, meist innerhalb einer Woche, auch wenn es noch Monate bis zum Beginn der Ausbildung dauert. Gute und für uns passende Bewerber:innen möchten wir gern für uns gewinnen. Da macht es kaum Sinn, lange zu warten bis man die Verträge unterzeichnet. Verträge, die dann doch noch vor Ausbildungsbeginn wieder aufgehoben werden, gibt es in der Regel nur, wenn kurzfristig Studienplätze angeboten werden, und das ist in den letzten Jahren auch nur einmal passiert. Das sind dann meist die Zahnmedizinstudent:innen-Anwärter:innen, die die Ausbildung zur Überbrückung der Wartesemester nutzen.
Das ZZB bietet Auszubildenden eine große Auswahl an Benefits, angefangen bei Förder- und Weiterbildungsangeboten bis hin zu finanziellen Anreizen. Gibt es spezielle Benefits oder Leistungen, die heute besonders gefragt sind?
Die aktive Ausbildungsbetreuung mit extra Trainingszeiten, Zeiten für Berichtsführung und Sondertage in den einzelnen Fachabteilungen kommen sehr gut an.
Natürlich ist auch ein monetärer Anreiz wichtig und die Übernahme z. B. der Kosten für das ÖPNV Ticket. Viele Unternehmen bieten Sport und weitere Anreize, die am Ende aber nicht das Miteinander und die Ausbildungsqualität ausgleichen können. Ich denke, die ernsthaft gute Ausbildungsqualität, auch mit Prüfung durch z. B. Capital, ist ein Benefit, der den Ausbildungsabsolvent:innen auch eine wichtige Grundlage für ihre weitere Berufliche Laufbahn legt.
Wir beobachten aktuell, dass die Bindung zwischen Azubis und Unternehmen in den letzten Jahren stark abgenommen hat. Laut azubi.report 2021 sind immer weniger Azubis bereit, ein Übernahmeangebot anzunehmen. Wie schaffen Sie es, dass die Auszubildenden auch über die Ausbildung hinaus von dem ZZB als Arbeitgeber begeistert sind?
Wie schon erwähnt geben wir Ihnen verantwortungsvolle Aufgaben. Teils auch schon in der Ausbildungszeit. Jeder wird gefördert und gemäß seiner Stärken eingesetzt. Wir besprechen mit jedem Azubi im Laufe der ersten Ausbildungssemester, wo der besondere Interessensschwerpunkt liegt. Im Rahmenplan der Ausbildung wird konstant alles durchlaufen, aber der Schwerpunkt wird zeitnah gesetzt. Zum Bespiel werden sehr kommunikative Kolleg:innen mehr im Bereich Patientenkommunikation/Empfang eingesetzt, jene mit großem technischem oder handwerklichem Geschick eben eher in den Hygiene/Assistenzbereichen. So kann jeder sein volles Potenzial entfalten. Das wissen die Azubis und bleiben daher auch im Anschluss gern bei uns.
Die Weiterentwicklung wird konstant gefördert und wir unterstützen alle bei in- und externen Fortbildungen. Der Beruf ZFA bietet eine Vielzahl von Weiterbildungsmöglichkeiten. Sowohl im praktischen Bereich wie z. b. ZMP (Zahnmedizinische Prophylaxeassistentin m/w/d) oder im Bereich der Verwaltung ZMV (Zahnmedizinische Verwaltungsassistentin m/w/d). Darüber hinaus gibt es Studiengänge, die nach erfolgter Ausbildung absolviert werden können. Diese Wünsche nach Weiterbildung unterstützen wir und das wissen unsere Teammitglieder.
Das würde aber alles nicht reichen, wenn die Grundstimmung in unserem Team nicht so gut wäre, wie sie ist. Das spürt man im Team. Auch in Zeiten wie Corona hat man untereinander Verständnis und ein offenes Ohr. Ich glaube, dieses WIR Gefühl ist von besonderer Bedeutung für die Entscheidungen für oder nach der Ausbildung.
Frau Rauschenbach, ich danke Ihnen ganz herzlich für diese spannenden Einblicke.