Worauf junge Talente besonderen Wert legen, woran sich Unternehmen messen müssen – und woran es oft scheitert.
Der Bewerbungsprozess ist für Recruiter:innen eine der wichtigsten Etappen auf dem Weg zur Gewinnung neuer Mitarbeiter:innen. Dass an diesem neuralgischen Punkt alles möglichst perfekt abläuft, ist im Azubi-Recruiting vielleicht noch wichtiger als bei den Professionals: Schließlich investieren Unternehmen viel Zeit und Geld, um die immer weniger werdenden Ausbildungsinteressierten zu erreichen und zu überzeugen.
„Ganze 38 Prozent der Befragten haben selbst einen Bewerbungsprozess vorzeitig verlassen.“
azubi.report 2024
Neuralgischer Punkt: Wer seinen Bewerbungsprozess nicht optimiert, riskiert Absprünge der Ausbildungsinteressierten
Doch der azubi.report 2024 zeigt: Nicht selten scheitert es hier – und das nicht, weil es beruflich oder menschlich nicht passt. Woran es liegt, was Auszubildende in Sachen Bewerbungsprozess erwarten und an welchen Benchmarks sich Unternehmen messen lassen müssen, zeigt dieser Blogbeitrag. Er benennt die wichtigsten Faktoren, die den Bewerbungsprozess im Azubi-Recruiting beeinflussen und gibt praktische Tipps, wie Sie als HR- und/oder Ausbildungsverantwortliche:r Ihren Bewerbungsprozess optimieren können.
Eine der wichtigsten Erkenntnisse des azubi.reports 2024: Die Geschwindigkeit des Bewerbungsprozesses hat einen erheblichen Einfluss auf den Erfolg! Das sollte nicht verwundern. Fast die Hälfte der befragten Azubis hat maximal fünf Bewerbungen benötigt, um eine Zusage zu erhalten. Der Ausbildungsmarkt ist hart umkämpft. Unternehmen haben das längst erkannt – und handeln entsprechend schnell, um die besten Talente für sich zu gewinnen.
Das spiegelt sich in den Ergebnissen unserer Befragung: Mehr als die Hälfte der Bewerber:innen erhält innerhalb einer Woche eine persönliche Rückmeldung (56 Prozent) – auf die Zusage warten 46 Prozent der Befragten weniger als 4 Wochen. Nach Absenden der Bewerbung wohlgemerkt.
„Wie lange hat es bei dir von der Bewerbung bis zur Zusage gedauert?“
Unternehmen, die zögern, riskieren, dass potenzielle Azubis abspringen und sich für andere Angebote entscheiden. Daher ist es wichtig, den Bewerbungsprozess so zu gestalten, dass schnelle Rückmeldungen möglich sind.
Neben fehlender Geschwindigkeit existiert eine zweite große Sollbruchstelle für Absprünge: offene Fragen – und fehlende Antworten. 51 Prozent der Befragten haben sich schon einmal mit Fragen zum Bewerbungsprozess an das jeweilige Unternehmen gewandt. Das Erschreckende: 19 Prozent von ihnen haben keine oder keine befriedigende Antwort erhalten.
„Hat das Unternehmen deine Fragen zum
Bewerbungsprozess zufriedenstellend beantwortet?“
Quelle: azubi.report 2024
Unklarheiten und Intransparenz im Bewerbungsprozess sind häufige Gründe für Frustration bei Bewerber:innen. Unternehmen sollten daher ausführliche Informationen zur Ausbildung, zur Bewerbung und zum Bewerbungsprozess bereitstellen, um Unsicherheiten zu vermeiden.
Denn, so zeigen die Gründe für die Kontaktaufnahme in Richtung Unternehmen: Die offenen Fragen betreffen Basisinformationen – zur Bewerbung einerseits, zum Bewerbungsprozess andererseits. Für Recruiter:innen mögen die Antworten auf der Hand liegen, doch sollte man immer bedenken: Die junge Zielgruppe bewirbt sich zum ersten Mal. Unternehmen tun daher gut daran, Grundlegendes präsent zu kommunizieren.
„Mit welchem Anliegen hast du dich an das Unternehmen gewandt?“
Quelle: azubi.report 2024
Eine gute Möglichkeit, Transparenz zu schaffen, ist die Bereitstellung von FAQs auf der Unternehmens-Website bzw. im Karriere- oder Azubi-Bereich der Unternehmens-Website. Damit können die häufigsten Fragen bereits im Vorfeld geklärt werden. Das erleichtert Ausbildungssuchenden den Bewerbungsprozess – und minimiert das Risiko, dass junge Talente sich für eine andere ihrer zahlreichen Optionen entscheiden, bevor sie den „Mehraufwand Kontaktaufnahme“ tätigen und (vielleicht vergeblich) auf Antworten warten.
Unternehmen, die potenzielle Bewerber:innen mit offenen Fragen alleine lassen, riskieren Absprünge.
Bewerber:innen im Prozess halten: Unternehmen, die Fragen schnell und zufriedenstellend beantworten, minimieren das Risiko von Absprüngen.
Die Realität zeigt, dass dies bisher den wenigsten Unternehmen gelingt. Klar ist: Fragen lassen sich nie ganz vermeiden – auch wenn grundsätzliche Informationen ausführlich und gut sichtbar auf Website und Co. präsentiert werden.
Hier kann es für Unternehmen von Vorteil sein, eine:n feste:n Ansprechpartner zu benennen, der:die über die verschiedenen Kanäle erreichbar ist. So ist sichergestellt, dass potenzielle Bewerber:innen schnell und fundiert Auskunft erhalten.
„Über welche Kanäle hast du Kontakt aufgenommen?“
Quelle: azubi.report 2024
In der heutigen digitalen Welt ist es natürlich wünschenswert, dass Bewerbungsprozesse auch online und mobil zugänglich und durchführbar sind. Allerdings gilt hier: Bieten Unternehmen einen Online-Prozess an, muss dieser auch funktionieren. Pro-forma-Lösungen werden abgestraft!
Der azubi.report 2024 zeigt: 6 von 10 Azubis haben einen Online-Prozess schon mal abgebrochen, weil er nicht funktionierte oder zu kompliziert war. Unternehmen sollten daher sicherstellen, dass ihre digitalen Bewerbungsplattformen benutzerfreundlich und funktional sind – oder bei Kanälen bleiben, für die sie reibungslose Prozesse garantieren können.
Laut azubi.report 2024 ist das Smartphone hinter dem Laptop das zweithäufig genutzte Device für Bewerbungen. Was zunächst wenig überraschend klingt, ist einen genaueren Blick wert. War der Unterschied zwischen den präferierten Endgeräten im Jahr 2022 überaus deutlich (Laptop: 51 Prozent; PC: 30 Prozent; Smartphone: 10 Prozent), hat sich dieses Bild nun zwar (noch) nicht gedreht, aber stark angeglichen.
2024 nutzten 51 Prozent der befragten Azubis den Laptop zur Bewerbung, 31 Prozent griffen zum Smartphone. Innerhalb von nur zwei Jahren ist das Smartphone auf dem besten Weg, auch im Hinblick auf den Berufseinstieg „das Gerät für alles“ zu werden.
Für Unternehmen wird es daher immer wichtiger, dass die Bewerbungsformulare und -prozesse auch mobil optimiert sind. Dies erhöht die Zugänglichkeit und verbessert die Benutzererfahrung.
„Welches Gerät hast du für deine Bewerbung genutzt?“
Quelle: azubi.report 2024
Um den Bewerbungsprozess kontinuierlich zu verbessern, sollten Unternehmen regelmäßig Feedback von Bewerber:innen einholen . Und nicht nur das. Immerhin sind die Expert:innen für digitale Prozesse längst im Unternehmen: die Azubis! Werden digitale Prozessen angeboten, sollten diese funktionieren. Viele Azubis haben den Bewerbungsprozess schon einmal vorzeitig verlassen. Durch das Einholen von Feedback können Unternehmen Schwachstellen identifizieren und gezielt Verbesserungen vornehmen.
Basierend auf dem Feedback sollten Unternehmen ihren Bewerbungsprozess regelmäßig überprüfen und anpassen. Dies kann dazu beitragen, die Zufriedenheit der Bewerber zu erhöhen und die Erfolgsquote zu verbessern.
Eine schnelle Rückmeldung zeigt den Bewerbern, dass ein Unternehmen interessiert und professionell ist. Verzögerungen können dazu führen, dass Bewerber:innen abspringen und sich für andere Angebote entscheiden. Ein Großteil der Beweber:innen erhält innerhalb weniger Tage eine erste Rückmeldung.
Stellen Sie ausführliche Informationen zur Ausbildung und zum Bewerbungsprozess bereit und beantworten Sie häufig gestellte Fragen auf Ihrer Website. Im Idealfall haben Sie feste Ansprechpersonen für die Themen Ausbildung und Bewerbung.
Viele junge Talente nutzen ihr Smartphone für Bewerbungen. Eine mobile Optimierung erhöht die Zugänglichkeit und verbessert die Benutzererfahrung. Wichtig: Wenn Sie mobile Prozesse anbieten, müssen diese funktionieren – ansonsten drohen Abbrüche.
Nutzen Sie Umfragen oder direkte Gespräche, um Feedback zu erhalten – von Bewerber:innen und Auszubildenden gleichermaßen. Dies kann Ihnen helfen, Schwachstellen im Bewerbungsprozess zu identifizieren.
Der azubi.report 2024 zeigt: Häufige Gründe sind Unklarheiten im Prozess, lange Wartezeiten und technische Probleme bei Online-Bewerbungen.
Es empfiehlt sich, den Bewerbungsprozess mindestens einmal jährlich zu überprüfen und basierend auf dem Feedback der Bewerber:innen und Auszubildenden anzupassen.
Ein effizienter und transparenter Bewerbungsprozess ist entscheidend für den Erfolg im Azubi-Recruiting. Unternehmen sollten auf Geschwindigkeit, klare Kommunikation und digitale Optimierung achten, um die besten Talente zu gewinnen. Durch regelmäßiges Feedback und kontinuierliche Anpassungen kann der Bewerbungsprozess stetig verbessert werden.