Seit 2020 ermitteln wir gemeinsam mit Potentialpark im Rahmen der STARTKLAR Schülerstudie, worauf es in der Kommunikation mit jungen Talenten wirklich ankommt und welche Unternehmen bereits besonders gut auf die Bedürfnisse der Zielgruppe eingehen – von der Wahl der richtigen Kanäle über eine angemessene Ansprache. In diesem Jahr konnte OTTO den ersten Platz des Azubi Communication Rankings belegen. Frauke Wengerowski, verantwortlich für das Azubimarketing bei OTTO, verrät uns im Interview, was ihr Recruiting so erfolgreich macht.
Liebe Frauke, würdest du dich unseren Leser:innen vorstellen? Wer bist du und was machst du bei OTTO?
Hallo, ich bin Frauke Wengerowski und bei OTTO im HR Marketing für das Azubimarketing verantwortlich. Mein Job ist es, Schüler:innen für eine Ausbildung oder ein duales Studium bei OTTO zu begeistern. Wir möchten ihnen schon lange vor einer Bewerbung die Möglichkeit geben, sich über die unterschiedlichen Berufsbilder zu informieren, die Ausbildungsberufe zu erleben und sich mit dem Bewerbungsprozess vertraut zu machen. Außerdem bieten wir ihnen möglichst viele Touchpoints und persönlichen Austausch mit unseren Azubis und dual Studierenden an. Mit dieser Aufgabe bin ich Teil des crossfunktionalen „Azubi-Expert:innen-Teams“ bei OTTO, in dem ich mich eng mit den Kolleg:innen aus dem Recruitment und dem Ausbildungsteam austausche.
OTTO hat kürzlich den ersten Platz im Azubi-Ranking der Azubi Communication Study abgeräumt und konnte im Vergleich zum Vorjahr einen deutlichen Sprung machen. Was macht ihr heute anders als noch im letzten Jahr?
Als großer Hamburger Ausbildungsbetrieb wissen wir um unsere Verantwortung, nicht nur unsere Ausbildungsplätze zu besetzen, sondern die Schüler:innen (aber auch die Lehrkräfte und Eltern) auf dem Weg der Berufsfindung ein Stück weit zu begleiten und zu beraten. Der persönliche Austausch ist uns dabei immer besonders wichtig. Da wir seit über einem Jahr keine Möglichkeiten haben, Schüler:innen zu uns auf den Campus einzuladen oder auf anderen Events zu treffen, haben wir all unsere Formate überprüft und auf „virtuell“ umgestellt. Wir wollen den Schüler:innen so viele Touchpoints wie möglich bieten, um trotz Einschränkungen mit uns ins Gespräch zu kommen. Unser OTTO-Zukunftsabend lief als Online-Event, auch mit Sessions extra für Eltern und Lehrkräfte, wir bieten 1:1-Videocalls mit unseren Azubis und dual Studierenden an und meine Kolleg:innen aus dem Recruitment sind immer ansprechbar für Rückfragen zum Bewerbungsprozess. Wer lieber schreiben mag, kann uns über WhatsApp kontaktieren und bekommt schnell eine Antwort.
Vor allem kommunizieren wir deutlich, dass wir unsere Ausbildungsplätze trotz Corona wie geplant besetzen und erklären schon während des (virtuellen) Bewerbungsverfahrens, wie das Onboarding auch mit eventuellen Beschränkungen für unsere Ersties reibungslos laufen wird.
Du sprichst das Thema Corona an. Das letzte Jahr war mit Sicherheit nicht einfach. Für Schüler:innen ist die Zeit der Ausbildungssuche mit vielen Sorgen verbunden, aktuell noch mehr denn je. Kannst du noch weiter ausführen, was ihr tut, um den Schüler:innen Sicherheit zu geben und das Bewerben in diesen Zeiten so leicht wie möglich zu machen?
Wie oben schon angedeutet: Um dem Bedürfnis der Schüler:innen nach Sicherheit und Orientierung nachzukommen, ist es enorm wichtig, offen und transparent zu kommunizieren. Auf unserer Karriereseite finden sich präsente Hinweise, dass wir unsere Ausbildungs- und dualen Studienplätze trotz Corona wie geplant besetzen und keine Abstriche machen. Otto stellt also weiterhin in vollem Umfang neue Azubis und dual Studierende ein. Wir haben unseren Bewerbungsprozess schon kurz nach Beginn der Pandemie sehr schnell umgestellt und dieses insbesondere für die Zielgruppe Schüler:innen auf der Karriereseite kommuniziert, damit die Bewerber:innen genau wissen, was auf sie zukommt. Meine Recruiting-Kolleg:innen gehen auch in den Gesprächen sehr offen auf alle Fragen ein.
Wichtig ist uns auch hier der Einblick, wie unsere Azubis und dual Studierenden die Situation erleben. Der letzte Jahrgang ist im August 2020 komplett virtuell eingestiegen – sie sind alle gut angekommen und es hat sich eine tolle Azubi-Community, auch jahrgangsübergreifend, entwickelt. Darüber berichten wir regelmäßig, sei es in Einzelgesprächen, die wir speziell für Interessierte anbieten, die 2022 mit der Ausbildung starten wollen, aber auch über Beiträge in unserem Azubiblog.
Deine Kollegin Angelina Peipers war beim #RCLab, dem Event zur Studie mit dabei und hat uns von eurem Format "eine Limo mit den Azubis" berichtet. Hier bringt ihr Ausbildungssuchende und Azubis zusammen. Wie wird dieses Programm von den Bewerber:innen – aber auch euren Azubis angenommen?
Unsere „Digitale Limo“ ist eines der Formate, das wir aktuell rein virtuell anbieten, das aber auch vorher schon hervorragend funktioniert hat. Kurz erklärt: Azubis oder dual Studierenden, die bereits bei OTTO arbeiten, stehen in diesem Format für persönliche Gespräche mit interessierten Schüler:innen zur Verfügung. Schüler:innen, die sich für einen bestimmten Beruf/Bereich interessieren, aber noch nicht so ganz im Detail verstehen, was sich dahinter verbirgt, können so also ganz direkt alle wichtigen Infos bekommen und auch Fragen stellen, die sie einem Personaler vielleicht nicht stellen würden. 😊
Normalerweise finden diese Gespräche auf unserem Campus statt, beginnen mit einer Limo in einem unserer Bistros und die Schüler:innen bekommen eine exklusive Führung bis an den aktuellen Arbeitsplatz des jeweiligen Azubis. Momentan finden die Gespräche virtuell über Microsoft Teams statt, wobei das dem Format keinen Abbruch tut. Im Gegenteil: Unsere Azubis und dual Studierenden sind auch per Videocall sehr offen für diese Gespräche und ich bin manchmal richtig stolz auf sie, wenn sie mir anschließend berichten, mit wie viel Leidenschaft sie über ihre Ausbildung oder ihren aktuellen Fachbereichseinsatz gesprochen haben.
Wir wünschen uns, dass die Schüler:innen dadurch einen echten, ungeschminkten Einblick bekommen, besser verstehen, was unsere Azubis während der Ausbildung lernen und erleben und auch schon einen ersten Eindruck über unsere Arbeitsweisen und die Unternehmenskultur erhalten. Denn nur so können sie ihre eigenen Erwartungen besser abgleichen und sich gegebenenfalls ganz bewusst für eine Bewerbung bei uns entscheiden.
Im Kampf um Bewerber:innen konkurriert ihr mittlerweile nicht mehr bloß mit anderen Unternehmen sondern auch mit Universitäten. Wie überzeugt ihr gerade Abiturient:innen von einer Ausbildung bei euch?
Unser Ausbildungsspektrum ist sehr groß, wie bieten für alle Schulabschlüsse einen Weg an und die Abiturient:innen können von der ganzen Vielfalt profitieren: von der kaufmännischen Ausbildung, über die IT-Profile bis hin zum dualen Studium. Gerade die dualen Studiengänge sind eine echte Alternative zum regulären Studium, insbesondere für diejenigen, die frühzeitig neben der Theorie Berufserfahrung sammeln wollen. Auch hier gilt für uns, dass wir unsere dual Studierenden so oft wie möglich über ihre eigenen Erfahrungen sprechen lassen, denn nur so bekommen die Schüler:innen einen echten Eindruck (und werden oft ganz nebenbei überzeugt :-)).
Ganz spannend ist übrigens die studienintegrierende Ausbildung Informatik als neue Form des Berufseinstiegs ab August 2021. Dieses Modell verbindet die drei Lernorte Unternehmen, Berufsschule und Hochschule, ermöglicht innerhalb von vier Jahren einen Doppelabschluss (die Ausbildung Fachinformatik Anwendungsentwicklung sowie den Bachelor in Informatik) und zeigt damit eine Option zur Weiterentwicklung auf, ohne dass sich zukünftige Tech-Azubis von Beginn an festlegen müssen.
Apropos Uni und Studium – wie geht ihr mit dem Thema Studienabbrecher:innen bei euch um? Gibt es bestimmte Programme, um diese gezielt ins Unternehmen und in eine Ausbildung zu holen?
Wir haben keine gezielten Programme für Studienabbrecher:innen, aber stellen immer wieder welche ein und das sehr gern. Es ist überhaupt kein Problem, wenn man während der Berufsfindungsphase einen Umweg geht. Unsere Erfahrungen zeigen, dass Studienabbrecher:innen oft hoch motiviert sind und sich viel mit sich und der Frage beschäftigt haben, welchen Weg sie (als Alternative zum Studium) gehen können. Wir beraten ebenfalls und freuen uns, wenn wir dann einen Ausbildungsvertrag anbieten können. Im Onboarding machen wir keinen Unterschied zu den anderen Ersties – sie gehören zur Azubi-Community, die ohnehin sehr bunt und divers ist.
Habt ihr abschließend noch einen Tipp, worauf es im Azubimarketing aus eurer Sicht wirklich ankommt?
Für uns ist das Wichtigste, authentisch, ehrlich und auf Augenhöhe zu kommunizieren. Es mag nicht immer einfach sein, die Zielgruppe zu erreichen, aber wenn man auf sie trifft: bitte transparent, verständlich und persönlich mit ihnen sprechen. Alle Fragen ernst nehmen und sie wirklich ein Stück begleiten in dieser so wichtigen Phase.
Liebe Frauke, ich danke dir, dass du dir die Zeit für dieses Interview genommen hast!
Einen Einblick ins Unternehmensprofil von OTTO auf Ausbildung.de können sich hier verschaffen.