Handwerkliche Berufe sind beliebt und doch zeigt eine gerade aktuell erschienene Studie des Nürnberger Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung, dass die aktuelle Krise am Ausbildungsmarkt das Baugewerbe im Besonderen trifft.
So sind hier 60 Prozent der Ausbildungsplätze unbesetzt. Dabei zeigt der Datenbericht für die handwerklichen Berufe des azubi.reports 2021: In den handwerklichen Berufen wird bereits viel richtig gemacht, um potenzielle Fachkräfte früh und schnell zu binden.
In diesem Blogbeitrag schauen wir, was bereits gut läuft in Sachen Nachwuchssicherung und an welchen Stellen es sich im Baugewerbe lohnt, genauer hinzuschauen und Prozesse nachzubessern, um mehr Nachwuchs zu finden und im Betrieb zu halten.
Wie geht es den Azubis im Bereich der handwerklichen Berufe wirklich? Alle Zahlen und Fakten finden Sie im kostenlosen Datenbericht.
Schnell in die Ausbildung
Ist die Bewerbung erst mal verschickt, heißt es warten. Oft müssen Bewerber:innen hier geduldig sein. Doch lange Wartezeiten in Sachen Rückmeldung sind in den handwerklichen Berufen Fehlanzeige. Mehr als 60 Prozent hören eine Woche nach Bewerbungseingang vom Betrieb. Und genau das fällt besonders positiv auf. Denn der gesamte Bewerbungsprozess verläuft erfreulich schnell. So reichen fast 90 Prozent der Bewerber 1-5 Bewerbungsgespräche, um am Ende einen Ausbildungsvertrag zu unterzeichnen. Keine Frage, die Schnelligkeit des Prozesses liegt auch in Angebot und Nachfrage begründet. Denn die Betriebe sind auf jede Bewerberin und jeden Bewerber angewiesen, wohingegen diese die Wahl haben.
Übrigens, der Bewerbungsprozess ließe sich für viele Betriebe sogar noch beschleunigen und vor allem erleichtern, wenn sie auf digitale Bewerbungsmöglichkeiten setzen würden. Denn im Vergleich zum Durchschnitt kommen hier noch weniger Bewerber auf digitalem Weg zum Unternehmen, obwohl sie größtenteils online nach einem passenden Job suchen. Bewerben per Mail oder Bewerbungsformular? Auch für kleine und Kleinstbetriebe kann das ein Booster für die Nachfrage nach einem Ausbildungsplatz sein.
In den neuen Datenberichten der einzelnen Berufsfelder zum azubi.report erfahren Sie, wie Auszubildende und Unternehmen zusammengefunden haben, wie es den Azubis in der Ausbildung geht und wie das Berufsfeld im Vergleich abschneidet.
Die große Schwäche: die Betreuung
Nur rund 56 Prozent der Auszubildenden sind insgesamt zufrieden mit ihrer Ausbildung im Handwerk. Das sind weniger als der Durchschnitt. Im Umkehrschluss bedeutet das: Knapp die Hälfte ist unzufrieden. Die Gründe dafür sollten Ausbildern zu denken geben. So haben ein Drittel der Auszubildenden Angst, Fehler zu machen, 22 Prozent geben an, dass sie keinen ausreichenden Respekt für ihre geleistete Arbeit von ihren Vorgesetzten bekommen. Hinzu kommt, dass fast jede:r Zweite fachfremde Tätigkeiten ausführen muss. Und auch wenn die Ausbildungsvergütung für die Hälfte der Auszubildenden bei der Berufswahl keine Rolle spielt, so empfinden nur 27 Prozent ihr Gehalt als angemessen. Diese Einschätzung liegt dabei weit unter dem Durchschnitt. Hier sind es immerhin noch 41 Prozent, die ihre Vergütung als angemessen empfinden.
Zufriedenheit entscheidet, wer bleibt
Gerade die Zufriedenheit ist ausschlaggebend dafür, ob Azubis dem Betrieb treu bleiben, aber auch, ob sie diesen weiterempfehlen. Die aktuelle Studie von Capital und Ausbildung.de – Deutschlands beste Ausbilder – zeigt, was hervorragende Ausbilder hier besser machen: Kaum fachfremde Aufgaben, feste Ansprechpartner und ein angstfreies Arbeitsklima, in dem man an seinen Aufgaben und Herausforderungen wachsen kann, tragen unter anderem dazu bei, dass die Zufriedenheit unter den Azubis hoch ist. Fühlt man sich als Auszubildender gefördert und unterstützt, steigt auch die Bindung zum Unternehmen. So bleiben Fachkräfte im Unternehmen.
Finden Sie heraus, was die besten Ausbilder auszeichnet und wie Sie auch Ihr Unternehmen zu einem Top-Ausbilder machen. Erfahren Sie mehr in der großen Studie zu "Deutschlands beste Ausbilder", der Auszeichnung von Capital und Ausbildung.de
Darüber hinaus interessant: Von den Auszubildenden, die einem Unternehmen selbst im Bewerbungsprozess eine Absage erteilt haben, haben dies 59 Prozent getan, weil sie ein besseres Angebot bekommen haben. Das verdeutlicht, wie hoch der Konkurrenzdruck ist – so wohl innerhalb als auch außerhalb der Branche. Denn Fachkräfte sind rar, nicht nur in den handwerklichen Berufen.