Sind wir ehrlich, nichts ist fataler als in Kommunikationsmaßnahmen zu investieren, die ihre Empfänger nicht erreichen oder ansprechen. Tatsächlich, so zeigt die STARTKLAR-Schülerstudie von Ausbildung.de, führen viele Marketingmaßnahmen ins Leere, da Sorgen, Wünsche und Interessen der jungen Zielgruppe keinen Eingang in die Unternehmenskommunikation finden. Das Gute: Es gibt jede Menge Möglichkeiten, das zu ändern und die Studie gibt Aufschluss wie.
57 % der Schüler sind besorgt, wenn sie an die Ausbildungssuche und ihre berufliche Zukunft denken. Ob Wahl des Berufs oder Arbeitgebers, Entscheidung für oder gegen ein Studium oder der Umgang mit dem Bewerbungsprozess – mehr als zwei Drittel der Befragten fühlen sich darauf nicht gut vorbereitet. Das Gefühl der Unsicherheit wird durch die Corona-Krise zusätzlich verstärkt, wie die Ergebnisse der in der Schülerstudie enthaltenen Corona-Sonderbefragung zeigen. 58 Prozent der Schüler haben Angst aufgrund von Corona keinen Ausbildungsplatz zu bekommen, 78 Prozent fühlen sich von den Ausbildungsbetrieben nicht ausreichend zur derzeitigen Lage informiert. Problematisch, denn bereits vor Corona fühlten sich 78 Prozent der Schüler von den Unternehmen nicht ausreichend informiert. Bewerbungsfristen, Abläufe von Bewerbungsprozessen oder auch Anforderungen im Assessment-Center werden in der Kommunikation häufig verschwiegen, spielen aber eine wichtige Rolle. Ein großes Geheimnis, dass bei der Zielgruppe für Unsicherheit während der Berufsorientierung sorgt. Gründe, ihnen diese Informationen vorzuenthalten, gibt es nicht. Warum also teilen Sie sie nicht? Schließlich geht es nicht darum potenzielle Fachkräfte von morgen abzuschrecken, sondern sie für den Betrieb zu gewinnen.
Die Schülerstudie 2021
Die Transparenz von Bewerbungsprozessen kann die Unsicherheiten aufseiten der Bewerber erheblich verringern – das geht klar aus der Studie hervor. Bezogen auf die Krise bedeutet das unter anderem: Sie müssen Bewerbern deutlich machen, dass Sie trotz der derzeitigen Lage ausbilden und Bewerbungen ausdrücklich erwünscht sind.
Bewerber vom eigenen Betrieb überzeugen – auch das sollte nach wie vor hoch auf der Agenda im Bereich Azubi-Marketing und Recruiting stehen. Dabei gilt es Argumente zu finden, die die Generation Z überzeugt. Gerade bei der Frage, was Schülern bei der Berufswahl wichtig ist, zeigt die Schülerstudie: Es wird häufig nicht das kommuniziert, was für Schüler entscheidungsrelevant ist. Geld und Freizeit – relevant, aber keine ausschlaggebenden Faktoren für die Wahl des Arbeitgebers. 91 Prozent der Schüler ist bei der Berufswahl besonders wichtig, dass die Arbeit interessant ist und Spaß macht, 83 Prozent wünschen sich, einen Beruf zu erlernen, der Zukunft hat. Schüler haben ihre ganz eigene Vorstellung von Benefits. Authentische Einblicke in das Unternehmen, die Arbeitsabläufe und ins Team helfen dabei, das Perfect Match zu finden – einen Arbeitgeber, bei dem man sich wohlfühlt.
Dabei muss dieser nicht mal in unmittelbarer Nähe liegen. 43 Prozent der Schüler sind generell bereit für eine Ausbildung umzuziehen, 38 Prozent würden umziehen, wenn die Anreize stimmen, so die Studienergebnisse. Grund genug die Vorteile des eigenen Standorts zu kommunizieren, die Region in Szene zu setzen und über Benefits wie Unterstützung beim Umzug, Wohnungssuche, Bahncard oder Firmenwagen nachzudenken. Gerade für Unternehmen, denen es schwerfällt, in der eigenen Region ausreichend Bewerber zu finden, macht sich gutes Standortmarketing bezahlt.
Die erfolgreiche Gestaltung des Azubi-Marketings kann nur funktionieren, wenn man kontinuierlich hinterfragt, ob man die richtigen Signale sendet. Erzähle ich meine eigene Geschichte? Zeige ich genug Insights? Wird mein Betrieb für Außenstehende erlebbar? 99 Prozent der Schüler nutzen das Internet zur Ausbildungssuche. 67 Prozent sind dabei auf Ausbildungsplattformen unterwegs, 38 Prozent versuchen in sozialen Netzwerken den passenden Arbeitgeber für sich zu finden. Allerdings legt die Schülerstudie nahe, dass sich nicht alle Kanäle gleichermaßen gut zur Kommunikation mit der Zielgruppe eignen und nicht jeder Hype auch automatisch Erfolg nach sich zieht.
Doch eines zeigt die Befragung ganz klar: Gerade in Zeiten, in denen es kaum möglich ist, Präsenz in der Schule oder auf Messen zu zeigen, Schülerpraktikanten aufzunehmen und persönlichen Kontakt zu potenziellen Bewerbern zu pflegen, ist es umso wichtiger, seine Informationen auf Online-Portalen auszuspielen, wie der eigenen Karriereseite auf Ausbildungsplattformen oder Social-Media-Kanälen.
Nach einer erfolgten Vertragsunterzeichnung für eine Ausbildung sollte die Kommunikation nicht einschlafen. Oft liegen noch Monate bis zum eigentlichen Ausbildungsbeginn dazwischen – viel Zeit zum Nachdenken und umorientieren. 45 % der Bewerber würden auch weiterhin nach Ausbildungsplätzen suchen, obwohl sie bereits einen Platz zugesagt haben, weitere 15 Prozent wären dem tendenziell nicht abgeneigt. Die Gefahr für den Betrieb: Eingeplante Azubis springen kurz vor Ausbildungsstart ab. Dann bedarf es eines hohen Aufwands, die Stelle nachzubesetzen, was im Worst-Case-Szenario nicht mehr funktioniert. Das Resultat: Eine potenzielle Fachkraft, die dem Betrieb dauerhaft fehlt. Ob Azubi-Treffen oder die Einladung zur Mitarbeiterversammlung – geeignete Preboarding-Maßnahmen können das verhindern. Denn nehmen angehende Azubis schon vor der Aufnahme des Ausbildungsverhältnisses aktiv am Betrieb des Unternehmens teil, bauen sie bereits eine Bindung zu ihrem Arbeitgeber auf und fühlen sich ihm verbunden. Die Chance eines Absprungs verringert sich dadurch massiv.
Die Studie zeigt: Wer die Zielgruppe kennt oder sich die Mühe macht sie kennenzulernen, verschafft sich im Azubi-Recruiting einen klaren Vorteil gegenüber seinen Wettbewerbern. Die STARTKLAR Schülerstudie 2020 gibt spannende Erkenntnisse preis, die zeigen, dass die Kommunikation zwischen Betrieben und Schülern aufgrund unterschiedlicher Erwartungshaltungen häufig noch aneinander vorbeigeht. Das Gute: Es gibt viele Anknüpfungspunkte zur Optimierung!